Retina-Implantat

Mit Hightech wieder "sehen"

Von Nadine Effert · 2016

Die Zeiten, in denen Blinde und Sehbehinderte sich ausschließlich auf ihren Stock oder einen Blindenhund verlassen mussten, gehören der Vergangenheit an. Ob Chip-Technologie oder digitale Alltagshelfer – die speziell für Betroffene entwickelten Hightech-Lösungen bedeuten einen echten Zugewinn an Lebensqualität.

 Blinde Frau geht spazieren mit einem Blindenstock in ihrer Hand.
Bislang mussten sich Blinde zumeist auf ihren Blindenstock verlassen.

Was nach Science-Fiction klingt, ist ein wahr gewordenes Wunder: Mithilfe eines implantierten Netzhaut-Mikrochips können Blinde wieder Umrisse von Personen und Objekten wahrnehmen. Weltweit verwenden die Technik bereits 300 Menschen. Genauer gesagt: Patienten mit einer erblich bedingten Retinitis pigmentosa, unter der in Deutschland rund 40.000 Menschen leiden und in deren Verlauf die Netzhaut zerstört wird. Zwei Arten von Retinaprothesen stehen Betroffenen in Deutschland zur Verfügung – eine deutsche und eine US-amerikanische. 

Retina-Implantat: Lichtblicke für Blinde

Letztere funktioniert mithilfe einer Brille, die Bilder aufnimmt und an einen kleinen, tragbaren Computer sendet. Er wandelt die Aufnahmen in elektrische Signale um und sendet sie drahtlos an den winzigen Chip, der auf der Netzhaut sitzt. Das System umgeht die geschädigten Fotorezeptoren und stimuliert die verbliebenen funktionstüchtigen Retinazellen in der Netzhaut. Über den intakten Sehnerv werden die visuellen Informationen an das Gehirn weitergeleitet. Das deutsche Pendant kommt ohne Brille aus und der Chip verfügt über mehr Fotodioden. Jedoch ist der Eingriff aufwendiger: Das Implantat wird unter die Netzhaut gesetzt und das Energiemodul, also die Batterie, steckt nicht in einem Kästchen in der Tasche, sondern befindet sich am Hinterkopf unter der Haut. Bei beiden Systemen muss der Patient nach dem Eingriff lernen, die vom System erzeugten Bilder richtig zu interpretieren. Das Sehen im eigentlichen Sinne ist zwar nicht möglich, aber zum Beispiel das Lokalisieren von Lichtquellen oder Gegenständen wie Türen oder fahrende Autos. 

Sprechende Alltagsassistenten

Aber auch für Patienten, die zum Beispiel unter einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) leiden, gibt es gute Nachrichten in Form von digitalen Helfern. Erleichterung im Alltag bieten spezielle Apps, die vom Nutzer fotografierte Dinge erfassen und per Sprachausgabe mitteilen, um was es sich handelt. Oder aber auch ganze Systeme, bestehend aus Minikamera und Computer im Hosentaschenformat, mit denen Blinde Waren im Supermarkt oder sogar Personen erkennen können – vorausgesetzt, Fotos und Namen von Freunden und Familienmitgliedern sind zuvor im System eingespeichert worden. Per Fingerzeig liest die Computerstimme auch Texte vor. Die technischen Errungenschaften sind in der Tat faszinierend und für die Betroffenen ein ungemeiner Zugewinn – in einem Leben, das durch einen harten Schicksalsschlag geprägt worden ist.

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